Kimba
Es hat lange gedauert, bis wir Kimba zu uns holen konnten …
Vorausgegangen war, dass im April 2005 unser über alles geliebter Lukas nach 13 wundervollen Jahren auf Grund schlimmer HD erlöst werden musste. Die Trauer war so groß, dass wir uns nicht mehr vorstellen konnten, einen anderen Hund so lieb haben zu können, aber was noch viel schlimmer war, dass man sich selber denkt: Solch ein Leid, solch ein Dahinsiechen, so viel Schmerz und so viel Trauer, möchte ich mir niemals wieder antun.
Meine Tochter trauerte auch sehr um Lukas, dennoch war sie die erste, die bemerkte, dass hier bei uns zu Hause eine solch große Lücke klafft, weil eben ein Hund hier zu uns gehört und uns selbst die „Nasenabdrücke“ an der Scheibe der Terrassentür fehlten. Mich ganz außen vorgelassen, haben wir zusammen überlegt, was für ein Hund es werden könnte. Ich selber war noch nicht so weit, einen Hund – egal welchen – in irgendeiner Weise toll zu finden. So habe ich zusammen mit meiner Tochter geschaut und wir sind bei einem 6 Monate alten Bieweryorki hängen geblieben. Der Hund meiner Tochter. Sie liebt ihn sehr und unsere Wahl war richtig. Aber mehr und mehr und eigentlich 24 Stunden am Tag habe ich angefangen, über einen Hund nachzudenken, der mir selber fehlt. Bei "Ridgeback-in-Not" war ich mittlerweile Dauergast, hab Infos gesammelt und irgendwann festgestellt, dass ich Postings im Forum nicht nur verschlungen habe, sondern die Menschen, die einen so wundervollen Hund in ihrem Haushalt haben durften, beneidet habe. Ich fing an, Tag für Tag etliche Male die Seite zu besuchen – fast wie ein Zwang war das. Dann nahm ich Kontakt auf zu Birgit Linnerth – das ging einfach gar nicht anders.
Eines Tages machte ich – wie üblich – die Nothundpage auf und es hat mich getroffen wie ein Schlag. Ich lüge nicht, es ist eher noch untertrieben. Kimba war dort abgebildet – für manch andere vielleicht nichts besonderes, aber als ich ihn sah, hab ich gewusst, DAS und NUR DAS ist mein Hund und ich habe sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt und Birgit praktisch angefleht, mir in Sachen Kimba zu helfen.
Es war Anfang der Woche (das Datum weiß ich nicht mehr, denn ich habe es verdrängt, als Birgit mir die Telefonnummer der Familie gab, die Kimba abgeben musste/wollte.
Sofort habe ich dort angerufen, die Dame war sehr sehr nett und sie erklärte mir, dass sich unvorhergesehen die Lebenssituation in ihrer Familie geändert hatte. Ursprünglich hatte ihre Tochter Kimba angeschafft, spielte aber dann mit dem Gedanken zu ihrem Lebenspartner zu ziehen und da konnte Kimba nicht mit. Kimbas neue Bezugsperson war der Herr des Hauses, der auch bereit war, die Pflege und Haltung Kimbas komplett zu übernehmen. Dieser erkrankte dann und war nur noch schlecht in der Lage, sich um Kimba zu kümmern. Seine Frau sprang also ein, war der ganzen Sache aber nicht gewachsen und völlig überfordert. Wir haben bestimmt 2 Stunden geredet.
Ich habe Bilder losgeschickt, damit die Familie sehen konnte, in welche Umgebung es Kimba verschlagen würde, hab meine Familiensituation erklärt, denn ich merkte schon in dem Gespräch, dass diese Menschen so sehr an Kimba hängen und es ihnen so schwer gefallen sein muss, überhaupt diesen Schritt zu gehen, Kimba abzugeben.
Wir waren uns gegenseitig sehr sympathisch und verblieben so, dass wir hier am Samstagmorgen losfahren wollten in Richtung Süddeutschland, um das „Lämmchen“ zu holen.
So konnte ich Vorbereitungen treffen, Anschaffungen tätigen und ich fühlte mich „schwanger“. Am Abend vor Antritt der Fahrt habe ich noch mindestens 20 Mail-Antworten von Birgit bekommen, denn ich war nicht nur aufgeregt, sondern auch unsicher und bei mir setzten praktisch Wehen ein….Ich bewundere heute noch Birgit Linnerths riesige Geduld mit mir. Jede Frage wurde beantwortet, Zweifel ausgeräumt und Mut zugesprochen.
Spät am Abend habe ich Fleischwurst klein geschnitten und in Tuppergefäßen verstaut, hab Pute gebraten, klein geschnitten und auch in Tuppergefäßen verstaut, sein neues Bettchen lag hier, seine Näpfe… neues Hundeschutzgitter für das Auto mussten wir noch holen….
Und dann kommt der Hammer: 21 Uhr…. Das Telefon klingelt…Kimbas Familie.
Gerade wollte ich sagen, dass wir sicher super pünktlich dort eintreffen… da wird mir gesagt:
Es tut uns leid. Ganz furchtbar leid. Aber wir können Kimba nicht abgeben, wir haben ihn einfach zu lieb.
Die Situation hat mich – ich gebe es zu – überfordert.
Zum einen hat es mich für Kimba gefreut, in seiner Familie bleiben zu können, zum anderen weiß ich noch genau, dass ich zwar Fassung bewahrt habe in dem Moment am Telefon, aber eigentlich wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen.
Das Gespräch war kurz, aber für mich ein Weltuntergang.
Mein Freund sagte gerade eben, dass er mich so niemals erlebt hätte. Hörer aufgelegt und geheult wie ein Schlosshund.
Birgit wusste genau, wie mich das getroffen hat und wie groß meine Verzweiflung war.
Sie sagte mir: „Kopf hoch! Meine Erfahrung hat gezeigt, dass in 99 % aller Fälle jemand, der schon mal in Erwägung gezogen hat, seinen Hund abzugeben, diesen Gedanken früher oder später noch einmal aufgreift.“ Damals habe ich nicht daran geglaubt, für mich schien Kimba verloren.
Dann war lange Zeit Pause.
Weiterhin fehlte (speziell mir) etwas.
Birgit und ich blieben in Kontakt, aber Kimba war einfach nicht aus meinem Kopf zu kriegen.
Irgendwann verblasste es ein wenig…zumindest dachte ich nicht mehr jeden Tag an ihn.
Im November – ich ahnte nichts und es traf mich völlig unvorbereitet – bekam ich eine Mail von Birgit. Ich werde mein Leben lang nicht vergessen, was darin stand.
KIMBA IST WIEDER IN DER VERMITTLUNG.
Also hatte sie Recht gehabt!
Ich saß da vor dem Computer und konnte mich nicht mehr rühren. Nur Tränen kamen … kein Wort sonst. Solche Emotionen, die hochkamen.
Nachgedacht hab ich vielleicht 2 Minuten (Angst meinerseits, wieder eine Absage zu bekommen, spielte da vielleicht eine Rolle)
Am 10.11. hab ich wieder Fleischwurst geschnitten, wieder Pute gebraten….
Ich gestehe: Ich hatte Angst, dass wieder das Telefon klingelt… aber diesmal durften wir Kimba zu uns holen.
Für die Familie, die Kimba großgezogen hat, sicher ein riesiger Verlust, es waren emotionale Momente, als wir ihn abgeholt haben, denn seine Ursprungsfamilie liebt ihn sehr, aber ich bemühe mich stets, neue Bilder zu schicken, Geschehnisse zu schreiben, damit ich zeigen kann, dass wir hier unser bestes geben, um Kimba gerecht zu werden. Jedes Wort über Kimbas Verhalten, das uns mitgeteilt wurde, stimmte. Er liebt Hunde (speziell unsere „Fußhupe“ Moritz, Katzen und Kinder über alles, ist sehr gelehrig und gut erzogen, er „zuppelt“ in der Tat sehr gerne an der Leine, sodass ich kleines Persönchen schon mal wie ein Fähnchen hinterhergezogen werden und wenn er im Freilauf einen Hundekumpel begrüßen kann, dann vergisst er sämtliche Erziehung und rennt dafür schon mal die einen oder anderen 100 m zu dem Hundekumpel hin, selbst wenn man ihm ein Steak unter die Nase halten würde, wäre das nicht zu verhindern. Er ist ein prima Kerl, auf den man stolz sein kann und sein faszinierender Gesichtsausdruck lässt uns jeden Tag aufs Neue die Gänsehaut über den Rücken laufen.
Für uns ist ein Leben ohne Kimba undenkbar geworden.
Er hat unsere Familie wieder komplettiert und es wird kein Tag vergehen, an dem wir alle hier dafür nicht dankbar sind.
In unser Haus wird Zeit unseres Lebens nur noch ein Nothund einziehen, denn wir alle hier stehen zu 100 % dahinter.
Andrea Mazi mit André, Manja, Fußhupe Moritz und beiden Katern
09. Januar 2006
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